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Kinder- und Jugendarzt Dr. med. Stephan Nolte: "Wir haben überhaupt kein Masernproblem"

In einem Interview mit SNA Radio kommt die differenzierte Meinung des Kiderarztes zum Thema Impfen allgemein und Impfpflicht für Masern im besonderen zutage.

„Wir impfen zu viel und zu häufig“

und:

„Es gibt kein Masernproblem.“

 

Er bezeichnet die aktuelle Diskussion  als „situativ völlig verfehlt“. Eine Impfpflicht sei „eine höchst problematische Sache. Aktuell gebe es überhaupt kein Masernproblem. Der Medienhype, der bei dem Thema herrsche, ließe sich anhand der Zahlen in Deutschland nicht nachvollziehen. Ausserdem: „Eine Impfpflicht auf einzelne Krankheiten zu begrenzen, ist schon deshalb problematisch, weil heute in der Regel Mehrfachimpfstoffe verwendet werden und Präparate gegen einzelne Krankheiten gar nicht mehr zur Verfügung stehen.“

 

Der deutsche Ethikrat hat der Forderung nach einer Impfpflicht in einer Mitteilung widersprochen. Auch die EU-Kommission sieht darin kein Allheilmittel zur Eindämmung der Masern und anderer Infektionskrankheiten. Und man könne nicht grundsätzlich sagen, dass Länder mit Impfpflicht eine bessere Impfrate hätten, als Länder ohne.

 

Man sei sich auch uneins über die Häufigkeit von Impfungen. Was dazu führen würde, dass hierzulande zu viel und zu häufig geimpft werde.

„Die STIKO will die zweite Masernimpfung bis zum 23. Monat durchgeführt haben. Das steht aber im Widerspruch zu internationalen Empfehlungen. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt, in Übereinstimmung mit diesen Empfehlungen, die zweite Impfung ab vier Jahren bis zur Einschulung durchzuführen. Das führt dazu, dass Sachsen im Augenblick als Land mit schlechter Maserndurchimpfungsrate gilt, obwohl es eigentlich die beste Impfempfehlung hat. Da ist in Deutschland eine absurde Situation eingetreten.“

 

Nolte plädiert für eine maßvolle, an den Risiken orientierte Impfempfehlung und nicht „Alles für alle“. Momentan sei es aber so, dass die Empfehlungen querbeet und für alle gelten würden. Der Kinderarzt betont: „Ein gestilltes Kind würde ich nicht gegen Rotaviren impfen, weil diese Impfung bei gestillten Kindern in vielen Fällen gar nicht angeht und weil das Risiko an einer Rotavirus-Infektion zu erkranken für ein gestilltes Kind außerordentlich gering ist. Ich plädiere für ein risikoorientiertes, individuelles Impfen"

 

Ich freue mich, wenn es kritische und differenzierte Betrachtungen zur Situation gibt, und kann nur hoffen, daß diese Stimmen der Fachleute von denen in den Komissionen und Politkreisen gehört werden und etwas gelten...